Frequenzen und Frequenzbereiche - studio.kaedinger

Frequenzen und Frequenzbereiche

Hier ist der zwei­te Teil der Serie “Was ist Klang?” Eine Über­sicht über alle Tei­le fin­det sich hier.

Wenn man nun wei­ter­hin phy­si­sche Objek­te in immer klei­ne­re Tei­le unter­teilt, gelangt man schließ­lich zu Ato­men, die nicht wei­ter unter­teilt wer­den kön­nen. Um bei der Ana­lo­gie zu blei­ben: Es gibt eine ähn­lich unteil­ba­re Ton­ein­heit, und das ist die Fre­quenz. Alle Geräu­sche kön­nen letzt­end­lich auf eine Abfol­ge von Fre­quen­zen redu­ziert wer­den. Der Unter­schied besteht dar­in, dass ein Objekt, aus vie­len Mil­li­ar­den von Ato­men besteht, Schall aber typi­scher­wei­se aus nicht mehr als ein paar tau­send Fre­quen­zen. Fre­quen­zen sind daher eine sehr prak­ti­sche Metho­de, um Klän­ge im Kon­text von Musik zu analysieren.

Was ist über­haupt eine Fre­quenz? Eine Fre­quenz ist ein­fach eine sinus­wel­len­för­mi­ge Stö­rung in der Luft; mit ande­ren Wor­ten: eine Schwin­gung. Die Schwin­gungs­ra­te wird gemes­sen in Zyklen pro Sekun­de (Hz). Die Wis­sen­schaft sagt uns, dass das mensch­li­che Ohr Fre­quen­zen unge­fähr im Bereich von 20 Hz bis 20.000 Hz hören kann. In den meis­ten Fäl­len umfasst die­ser Bereich bequem alle Fre­quen­zen, mit denen wir in unse­rem täg­li­chen Leben übli­cher­wei­se zu tun haben.

Wer­fen wir einen Blick auf die ver­schie­de­nen Frequenzbereiche:

Unter- oder Infra­schall (20 Hz – 40 Hz)
Die­ser Fre­quenz­be­reich stellt ein Extrem des mensch­li­chen Gehörs dar und ist in der Musik fast nie zu fin­den, da für das Hören eine extrem hohe Laut­stär­ke erfor­der­lich ist, ins­be­son­de­re wenn gleich­zei­tig ande­re Töne abge­spielt wer­den; selbst dann wer­den sie mehr gefühlt als gehört. Die meis­ten Laut­spre­cher kön­nen die­sen Bereich nicht ori­gi­nal­ge­treu wiedergeben.

Sub Bass (40 Hz – 100 Hz)
Die­ser rela­tiv enge Fre­quenz­be­reich mar­kiert den Beginn des musi­ka­li­schen Klangs und ist das, wor­an die meis­ten Men­schen den­ken, wenn sie den Begriff “Bass” hören. Es erklärt den tie­fen Boom des Hip-Hop und die Power einer Kick-Drum. Die­se Fre­quen­zen sind bei­nah ein Ganz­kör­per­er­leb­nis und tra­gen das Gewicht der Musik. Musik ohne Sub-Bass fühlt sich schlank und weich an, aber Musik mit einem Über­maß davon fühlt sich eher auf­ge­bläht und sper­rig an.

Bass (100 Hz – 300 Hz)
Die­ser Fre­quenz­be­reich über­trägt immer noch den Anflug der Power vom Sub-Bass und ver­mit­telt ein Gefühl von Wär­me und Fül­le und damit Kör­per, Sta­bi­li­tät und Kom­fort. Der initia­le Schlag auf Trom­meln liegt auch hier. Fehlt die­ser Fre­quenz­be­reich, wird die Musik kalt und unru­hig. Ein Über­maß die­ser Fre­quen­zen lässt die Musik sich mud­dy und undeut­lich anfühlen.

Unte­re Mit­ten (300 Hz – 1 kHz)
Die­ser Fre­quenz­be­reich hat einen eher neu­tra­len Cha­rak­ter. Es dient zur Ver­an­ke­rung und Sta­bi­li­sie­rung der ande­ren Fre­quenz­be­rei­che. Ohne die­sen Bereich klingt Musik ein­ge­klemmt und unausgeglichen.

Obe­re Mit­ten (1 kHz – 8 kHz)
Die­se Fre­quen­zen zie­hen die Auf­merk­sam­keit auf sich. Das mensch­li­che Ohr ist in die­sem Bereich sehr emp­find­lich, daher ist es rat­sam, beson­ders dar­auf zu ach­ten, was sich in die­sem Bereich abspielt. Außer­dem sor­gen die­se Fre­quen­zen für Prä­senz, Klar­heit und pun­chi­ness. Das Feh­len von Fre­quen­zen hier macht Musik lang­wei­lig und leb­los. Ein Über­maß an Fre­quen­zen im obe­ren Mit­tel­ton­be­reich lässt Musik durch­drin­gend, anma­ßend und anstren­gend wirken.

Höhen (8 kHz – 20 kHz)
Ein wei­te­rer extre­mer Fre­quenz­be­reich für das mensch­li­che Gehör. Hier lie­gen Details, das Glit­zern und Schim­mern der Sounds. Wenn kei­ne Höhen vor­han­den sind, fühlt sich die Musik gedämpft und lang­wei­lig an. Ein Über­maß an Höhen macht das Hören von Musik schwie­rig und unan­ge­nehm. Die­se Fre­quen­zen machen Musik durch ihre Anwe­sen­heit auf­re­gend oder ent­span­nend. Musik, die auf­re­gend sein soll, wie z. B. Tanz­mu­sik, ent­hält eine gro­ße Men­ge an Höhen, Musik, die ent­span­nend sein soll, ent­hält eine gerin­ge Men­ge an Höhen.

Wir haben nun die Aus­wir­kun­gen ein­zel­ner Fre­quen­zen auf die Psy­che betrach­tet; was wir hören, besteht jedoch meis­tens aus einer Viel­zahl von Fre­quen­zen, und auch die Art und Wei­se, wie die­se Fre­quen­zen mit­ein­an­der orga­ni­siert sind, wirkt sich auf die mensch­li­che Psy­che aus.

Wenn meh­re­re Fre­quen­zen gleich­zei­tig im glei­chen Fre­quenz­be­reich auf­tre­ten, ver­ur­sa­chen ihre ähn­li­chen, aber eben nicht glei­chen Wel­len­län­gen peri­odi­sche Volu­men­schwan­kun­gen, die als bea­ting bezeich­net wer­den. Bea­ting macht sich bei nied­ri­ge­ren Fre­quen­zen natur­ge­mäß stär­ker bemerk­bar als bei höhe­ren Fre­quen­zen. Im Sub­bass-Bereich wirkt jedes bea­ting ziem­lich domi­nant und oft stö­rend, wäh­rend im Höhen­be­reich die Fre­quen­zen typi­scher­wei­se ziem­lich dicht gepackt sind, ohne dass sich dies all­zu nega­tiv auswirkt.

Bea­ting ist auch das Grund­prin­zip der Bil­dung von Musik­ak­kor­den. Kom­bi­na­tio­nen von Tönen, die sub­ti­le Schlä­ge erzeu­gen, wer­den als kon­so­nant ange­se­hen, wäh­rend Kom­bi­na­tio­nen von Tönen, die ein aus­ge­präg­tes bea­ting erzeu­gen, als dis­so­nant wahr­ge­nom­men wer­den. Bei der Betrach­tung von Akkor­den in Bezug auf das bea­ting ist zu beach­ten, dass die­ser Effekt nicht nur zwi­schen den Grund­fre­quen­zen der betei­lig­ten Töne, son­dern auch zwi­schen ihren har­mo­nics auf­tritt. So erzeu­gen bei­spiels­wei­se zwei ein­zel­ne Fre­quen­zen, die eine gro­ße None Abstand von­ein­an­der haben, kein bea­ting.

Bea­ting trägt auch zum Cha­rak­ter vie­ler nicht-tona­ler Klän­ge bei. Der Klang eines Schlag­zeug­be­ckens ist teil­wei­se auf das bea­ting zwi­schen den unzäh­li­gen Fre­quen­zen zurück­zu­füh­ren, die er ent­hält. In ähn­li­cher Wei­se ist das wump einer Kick­drum auch – zumin­dest teil­wei­se – auf das bea­ting zwi­schen nied­ri­gen Fre­quen­zen zurückzuführen.

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