Wenn man nun weiterhin physische Objekte in immer kleinere Teile unterteilt, gelangt man schließlich zu Atomen, die nicht weiter unterteilt werden können. Um bei der Analogie zu bleiben: Es gibt eine ähnlich unteilbare Toneinheit, und das ist die Frequenz. Alle Geräusche können letztendlich auf eine Abfolge von Frequenzen reduziert werden. Der Unterschied besteht darin, dass ein Objekt, aus vielen Milliarden von Atomen besteht, Schall aber typischerweise aus nicht mehr als ein paar tausend Frequenzen. Frequenzen sind daher eine sehr praktische Methode, um Klänge im Kontext von Musik zu analysieren.
Was ist überhaupt eine Frequenz? Eine Frequenz ist einfach eine sinuswellenförmige Störung in der Luft; mit anderen Worten: eine Schwingung. Die Schwingungsrate wird gemessen in Zyklen pro Sekunde (Hz). Die Wissenschaft sagt uns, dass das menschliche Ohr Frequenzen ungefähr im Bereich von 20 Hz bis 20.000 Hz hören kann. In den meisten Fällen umfasst dieser Bereich bequem alle Frequenzen, mit denen wir in unserem täglichen Leben üblicherweise zu tun haben.
Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Frequenzbereiche:
Unter- oder Infraschall (20 Hz – 40 Hz)
Dieser Frequenzbereich stellt ein Extrem des menschlichen Gehörs dar und ist in der Musik fast nie zu finden, da für das Hören eine extrem hohe Lautstärke erforderlich ist, insbesondere wenn gleichzeitig andere Töne abgespielt werden; selbst dann werden sie mehr gefühlt als gehört. Die meisten Lautsprecher können diesen Bereich nicht originalgetreu wiedergeben.
Sub Bass (40 Hz – 100 Hz)
Dieser relativ enge Frequenzbereich markiert den Beginn des musikalischen Klangs und ist das, woran die meisten Menschen denken, wenn sie den Begriff “Bass” hören. Es erklärt den tiefen Boom des Hip-Hop und die Power einer Kick-Drum. Diese Frequenzen sind beinah ein Ganzkörpererlebnis und tragen das Gewicht der Musik. Musik ohne Sub-Bass fühlt sich schlank und weich an, aber Musik mit einem Übermaß davon fühlt sich eher aufgebläht und sperrig an.
Bass (100 Hz – 300 Hz)
Dieser Frequenzbereich überträgt immer noch den Anflug der Power vom Sub-Bass und vermittelt ein Gefühl von Wärme und Fülle und damit Körper, Stabilität und Komfort. Der initiale Schlag auf Trommeln liegt auch hier. Fehlt dieser Frequenzbereich, wird die Musik kalt und unruhig. Ein Übermaß dieser Frequenzen lässt die Musik sich muddy und undeutlich anfühlen.
Untere Mitten (300 Hz – 1 kHz)
Dieser Frequenzbereich hat einen eher neutralen Charakter. Es dient zur Verankerung und Stabilisierung der anderen Frequenzbereiche. Ohne diesen Bereich klingt Musik eingeklemmt und unausgeglichen.
Obere Mitten (1 kHz – 8 kHz)
Diese Frequenzen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Das menschliche Ohr ist in diesem Bereich sehr empfindlich, daher ist es ratsam, besonders darauf zu achten, was sich in diesem Bereich abspielt. Außerdem sorgen diese Frequenzen für Präsenz, Klarheit und punchiness. Das Fehlen von Frequenzen hier macht Musik langweilig und leblos. Ein Übermaß an Frequenzen im oberen Mitteltonbereich lässt Musik durchdringend, anmaßend und anstrengend wirken.
Höhen (8 kHz – 20 kHz)
Ein weiterer extremer Frequenzbereich für das menschliche Gehör. Hier liegen Details, das Glitzern und Schimmern der Sounds. Wenn keine Höhen vorhanden sind, fühlt sich die Musik gedämpft und langweilig an. Ein Übermaß an Höhen macht das Hören von Musik schwierig und unangenehm. Diese Frequenzen machen Musik durch ihre Anwesenheit aufregend oder entspannend. Musik, die aufregend sein soll, wie z. B. Tanzmusik, enthält eine große Menge an Höhen, Musik, die entspannend sein soll, enthält eine geringe Menge an Höhen.
Wir haben nun die Auswirkungen einzelner Frequenzen auf die Psyche betrachtet; was wir hören, besteht jedoch meistens aus einer Vielzahl von Frequenzen, und auch die Art und Weise, wie diese Frequenzen miteinander organisiert sind, wirkt sich auf die menschliche Psyche aus.
Wenn mehrere Frequenzen gleichzeitig im gleichen Frequenzbereich auftreten, verursachen ihre ähnlichen, aber eben nicht gleichen Wellenlängen periodische Volumenschwankungen, die als beating bezeichnet werden. Beating macht sich bei niedrigeren Frequenzen naturgemäß stärker bemerkbar als bei höheren Frequenzen. Im Subbass-Bereich wirkt jedes beating ziemlich dominant und oft störend, während im Höhenbereich die Frequenzen typischerweise ziemlich dicht gepackt sind, ohne dass sich dies allzu negativ auswirkt.
Beating ist auch das Grundprinzip der Bildung von Musikakkorden. Kombinationen von Tönen, die subtile Schläge erzeugen, werden als konsonant angesehen, während Kombinationen von Tönen, die ein ausgeprägtes beating erzeugen, als dissonant wahrgenommen werden. Bei der Betrachtung von Akkorden in Bezug auf das beating ist zu beachten, dass dieser Effekt nicht nur zwischen den Grundfrequenzen der beteiligten Töne, sondern auch zwischen ihren harmonics auftritt. So erzeugen beispielsweise zwei einzelne Frequenzen, die eine große None Abstand voneinander haben, kein beating.
Beating trägt auch zum Charakter vieler nicht-tonaler Klänge bei. Der Klang eines Schlagzeugbeckens ist teilweise auf das beating zwischen den unzähligen Frequenzen zurückzuführen, die er enthält. In ähnlicher Weise ist das wump einer Kickdrum auch – zumindest teilweise – auf das beating zwischen niedrigen Frequenzen zurückzuführen.
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