Am Samstag, den 7. Mai 2022, spielte das Duo Jazzango bei den Frühlingskonzerten in der Rochuskapelle in der Reihe “Eine Welt Musik”. Es war schon der zweite Besuch dieses dynamischen Duos in der Kapelle; Tuija war auch schon mit ihrem Quartett im Salzstadel.
Nordische Melancholie & südliches Feuer
Das Leben zwischen der langen Nacht Kaamos und der Mitternachtssonne bestimmt Emotion und Seele der Menschen im Polarkreis. Gegensätze und virtuose Spannung finden sich auch wieder im facettenreichen Spiel der „großartigen finnischen Sängerin“ (SZ) Tuija Komi und dem preisgekrönten moldawischen Akkordeonisten Vlad Cojocaru. Neben dem Mittelpunkt ihres Programms, dem finnischen Tango (der „Blues der Finnen“, wie Aki Kaurismäki sagt) und dem argentinischen Tango eines Astor Piazolla oder Carlos Gardell, finden sich Jazzstücke, Pop-Balladen oder auch Bossanovas. Und auch der Joik – der gutturale Gesang der Samen, der Ureinwohner Lapplands –, bei dem die Musik wichtiger ist als die Worte, die ansonsten auf Finnisch, Englisch, Deutsch und Spanisch erklingen.
Der Joik ist ein mit dem Jodler verwandter, eintönig-gutturaler Gesang der Samen, bei dem die Musik wichtiger ist als die Worte. Die Ureinwohner Lapplands besingen damit Menschen, Tiere und Naturphänomene, und so ist der Joik ein traditionell-integraler Bestandteil ihrer Kultur, der weniger der Unterhaltung als vielmehr der Möglichkeit dient, sich dem Besungenen näher zu fühlen.
Zur Zeit der samischen Religion wurde der Joik sowohl von den Schamanen als ritueller Gesang, als auch profan von allen Sámi verwendet. Der Joik wird von Männern wie Frauen gepflegt und enthält gesungenen Text oder bedeutungslose Silben. Er war früher die einzige traditionelle Musikform der Samen und bestand aus einem Sologesang ohne instrumentale Begleitung.
Der samische Joik ist nur teilweise formalisiert und etwa zur Hälfte Improvisation, entsteht aber dem Grundverständnis nach einfach bei einem Menschen durch das Leben in der Natur – man kann ihn also nicht direkt als improvisatorischen Gesang kennzeichnen, denn er existiert einfach und passt sich der Stimmung und der Landschaft an.
Tuija Komi hat Jazz- und Pop-Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main studiert und sich zur staatlich anerkannten Musiklehrerin für Pop-Musik weitergebildet. Die “echte finnische Diva” ist ein musikalisches Allroundtalent: Circle-Singing bei Mitgliedern von Bobby McFerrins “Voicestra”, Body-Percussion bei Keith Terry, Master Classes bei Kurt Elling und Nancy Marano in New York und bei der Jazz-Legende Sheila Jordan in Frankfurt, Songwriting Clinic, Gesangspädagogin und Musiklehrerin. Ach ja, auch bei Voice of Germany war sie schon dabei 😉
Vladislav Cojocaru, auch Vlad oder Vladic genannt, studierte Akkordeon und Klavier an der Akademie für Musik und Theater in Chishinau, setzte dann sein Studium am Richard-Strauss Konservatorium in München fort, wo er mit zwei Diplomen als professioneller Musiker und als Musiklehrer abschloss. Während seiner musikalischen Laufbahn hat Vlad viele Preise und Auszeichnungen gewonnen, unter anderem gewann er die Akkordeon-Wettbewerbe „Eugen Coca“ und „Barbu Lautaru“ in Chisinau und den „Jocurile delfice“ in Breanks, Russland; außerdem erhielt er den Yehudi-Menuhin-Förderpreis in München. Derzeit spielt er in verschiedenen Ensembles, in den Richtungen Jazz, moderne bayrische und auch osteuropäische Musik.
Eine hervorragend aufgelegte (Stimme und Stimmung!) Tuija sang, erzählte, lachte, tanzte, und Vlad ist mit seinem Instrument in der Lage, ebenso zu singen, zu erzählen, zu tanzen und zu lachen. Das ungewöhnliche Duo interpretierte mit feinem Gespür und großem Gefühl zwischen Norden, Süden und der ganzen Welt. Es war ein sehr abwechslungsreiches Konzert mit einem begeisterten Publikum!
Tuija Komi (Gesang, Sansula, Hapi)
Vlad Cojocaru (Akkordeon)
Veranstalter ist das Haus International. Organisiert und technisch betreut wird das Konzert vom studio.kaedinger.
Danke ☺️ war toll mit euch !!!