Trio Egschiglen - studio.kaedinger

Trio Egschiglen

Am Sams­tag, den 27. April 2019, spiel­te das Trio Egschig­len in der Rochus­ka­pel­le zu Lands­hut im Rah­men der Früh­lings­kon­zer­te 2019.

Fri­scher Wind aus der Mongolei

Egschig­len („Wohlklang/​Schöne Melo­die“) ist ein Ensem­ble mon­go­li­scher Meis­ter­mu­si­ker, die seit gut fünf­und­zwan­zig Jah­ren ein gemein­sa­mes Ziel ver­fol­gen und die­ses auf musi­ka­lisch beein­dru­cken­de und künst­le­risch viel­fäl­ti­ge Wei­se prä­sen­tie­ren: Fest ver­wur­zelt in den tra­di­tio­nel­len Musik­kul­tu­ren der Mon­go­lei bil­den die­se musi­ka­li­schen Schät­ze den Aus­gangs­punkt für ihre zeit­ge­nös­si­schen Kom­po­si­tio­nen und Inter­pre­ta­tio­nen. Die Musi­ker neh­men uralte Klän­ge und las­sen sie im Hier und Jetzt mit per­sön­li­chen Erfah­run­gen und Begeg­nun­gen ver­schmel­zen. Dadurch erklin­gen musi­ka­li­sche Aben­teu­er, die uns das Tra­di­tio­nel­le und Archai­sche neu ent­de­cken las­sen und gleich­zei­tig kul­tu­rel­le Gren­zen über­schrei­ten und künst­le­ri­sche Gen­res durchreisen.

Baye­ri­scher Schwan trifft mon­go­li­sche Schwa­nen­hals­lau­te.
Foto: Yan­lav Tumursaikhan

In ihrer Trio-Beset­zung loten die Musi­ker die Gren­zen zen­tral­asia­ti­scher Klang­land­schaf­ten aus: gebün­del­te Stimm­ge­walt gepaart mit kraft­vol­lem Volu­men ihrer in Har­mo­nie schwin­gen­den Sai­ten­in­stru­men­te und fili­gran trans­pa­ren­te Melo­dien gefolgt von hoch­vir­tuo­sen Impro­vi­sa­tio­nen. Ein beson­de­rer Raum wird solis­ti­schen Stü­cken gegeben.

Mit tra­di­tio­nel­len Instru­men­ten wie der Mor­in khuur („Pfer­de­kopf­fie­del“), der Hel khuur (eine Maul­trom­mel), der Tops­hur (die zwei­sai­ti­ge Lau­te west­mon­go­li­scher Erzäh­ler) und ande­ren, gepaart mit uralten Tech­ni­ken wie dem Khoo­mei (mon­go­li­scher Ober­ton­ge­sang) gelingt es ihnen, die ver­steck­te Spra­che der end­lo­sen Step­pe zu ent­zif­fern und zu über­set­zen, wie es nur der Musik mög­lich ist – ohne muse­al oder gar folk­lo­ris­tisch zu werden.

Das Ver­gan­ge­ne wird zeit­ge­nös­sisch, das Regio­na­le universell.

Begeis­ter­tes Publikum

Was für ein gran­dio­ser Auf­takt zu den Früh­lings­kon­zer­ten 2019! Das Egschig­len Trio aus der Mon­go­lei gas­tier­te erst­mals in Lands­hut und begeis­ter­te die voll­be­setz­te Rochus­ka­pel­le total! Vom ers­ten Ton an war das Publi­kum im Bann der unge­wohn­ten Khoo­mei-Stim­men. Der schö­ne Klang der Mor­in khuur und der Tops­hur kam in den alten Mau­ern wun­der­bar zur Gel­tung. Im Unter­schied zu ande­ren Kon­zer­ten ging es zwar in den Songs weni­ger um Lie­be (das auch…), son­dern haupt­säch­lich um Pfer­de (und abund­zu um Dschin­gis Khan),  aber es bewies sich wie­der mal, dass die Musik alle Gren­zen über­schrei­tet; alle Besu­cher durf­ten ein wun­der­ba­res Kon­zert an die­sem Abend erle­ben, was man auch am Applaus hören kann:

Die Musi­ker

Yan­lav Tumur­sa­ik­han – Mor­in khuur, Hel khuur, Gesang

Tum­ru (Yan­lav Tumur­sa­ik­han) wur­de 1972 in der mon­go­li­schen Haupt­stadt Ula­an­baa­tar gebo­ren. Von 1984 bis 1991 stu­dier­te er Mori­in Khuur an der Musik­schu­le und am Musik­kol­leg in Ula­an­baa­tar unter der Lei­tung des renom­mier­ten mon­go­li­schen Musi­kers Bat­chu­lu­un. Er ist Grün­dungs­mit­glied des tra­di­tio­nel­len mon­go­li­schen Streich­quar­tetts MORIN ERDENE, das er mit Stu­di­en­kol­le­gen 1991 ins Leben rief und mit dem er zwei Jah­re lang am Thea­ter der Pro­vinz Tuv Aimag arbeitete.

Er ist auch Grün­dungs­mit­glied der Grup­pe EGSCHIGLEN, in der er seit 1993 Mor­in Khuur und Hel Khuur spielt, als Sän­ger, Musik­ar­ran­geur und Kom­po­nist aktiv ist. Er arbei­tet auch als Musik­leh­rer für mon­go­li­sche Musik an Schu­len in Nürn­berg, Mün­chen und Stuttgart.

Als Solist wirk­te er in zahl­rei­chen inter­kul­tu­rel­len Musik­pro­jek­ten mit, u.a. im Avant­gar­de-Pro­jekt ‘Hei­mat sur­re­al’ (2013) von Arts­ceni­co Dort­mund und gehört seit 2016 zum inter­na­tio­na­len Ensem­ble Mat­thi­as Duples­sy & 3 Vio­lins of the World.

2003 wur­de Tum­ru mit dem mon­go­li­schen Staats­preis für Kul­tur aus­ge­zeich­net und trägt den Titel „Aus­ge­zeich­ne­ter Kul­tur­schaf­fen­der der Mongolei“.

Amar­tuw­shin Baa­san­dorj – Khoo­mei Solo­ge­sang, Khuuchir, Tops­hur, Perkussion

Amra (Amar­tuvs­hin Baa­san­dorj) ist ein Meis­ter des tra­di­tio­nel­len Ober­ton­ge­sangs Khoo­mii und ein Mul­ti-Instru­men­ta­list. Er spielt die Tob­shuur (Schwa­nen­hals­lau­te) und Khuuchir (Schlan­gen­haut-Gei­ge), die Pfer­de­kopf­gei­ge Mori­in Khuur und Per­kus­si­on. Auf­ge­wach­sen ist er in der Regi­on Chand­man Sum in der West-Mon­go­lei, dem Geburts­ort des Ober­ton­ge­sangs. Er stammt aus einer Fami­lie berühm­ter Khoo­mii Sän­ger und hat von frü­hes­ter Jugend von sei­nem Vater und Onkel das tra­di­tio­nel­le Reper­toire und die Fein­hei­ten von fünf ver­schie­de­nen Khoo­mii Sti­len gelernt.

Als welt­of­fe­ner und expe­ri­men­tier­freu­di­ger Khöö­mii Sän­ger wirk­te er an zahl­rei­chen inter­na­tio­na­len Musik­pro­jek­ten und Tour­neen mit, u.a. mit dem BuJaz­zO Jugend­jazz­or­ches­ter der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, 2016 mit dem Ensem­ble gro­ßer mono­li­scher Meis­ter Antho­lo­gy of Mon­go­li­an Khöö­mii und seit 2014 zu den regel­mäs­si­gen Gäs­ten des inter­na­tio­na­len Pro­jekts The Musi­cal Voy­a­ges Of Mar­co Polo unter Lei­tung des grie­chi­schen Kom­po­nis­ten Kyria­kos Kalaitz­idis. Auch als Solist trat er auf zahl­rei­chen Fes­ti­vals, in Muse­en und für Rund­funk und TV auf.

2008 wur­de Amra mit dem mon­go­li­schen Staats­preis für Kul­tur aus­ge­zeich­net und trägt den Titel „Aus­ge­zeich­ne­ter Kul­tur­schaf­fen­der der Mongolei“.

Uug­an­baa­tar Tse­nd-Ochir – Tops­hur, Flö­ten, Ih khuur

Uugan (Uug­an­baa­tar Tse­nd-Ochir) wur­de in der Pro­vinz Mit­tel­go­bi in der Mon­go­lei gebo­ren und wuchs unter Noma­den unter frei­em Him­mel auf. Er ist Kon­tra­bas­sist, aus­ge­bil­de­ter Musik­pro­du­zent, Ton­tech­ni­ker und Grün­der des mobi­len Ton­stu­di­os TENGERTON – Töne des Himmels’.

1988 spiel­te er als Kon­tra­bas­sist im Kam­mer­or­ches­ter des Musik­thea­ters Dal­anz­ad­gad in der Regi­on Süd-Gobi. Von 1992 bis 1996 war er Meis­ter­schü­ler an der Mon­go­li­an Sta­te Uni­ver­si­ty of Cul­tu­re and Arts in Ula­an­baa­tar mit den Schwer­punk­ten mon­go­li­sche Bass­gei­ge In Khuur, all­ge­mei­ne Musik­leh­re und Musik­päd­ago­gik (Abschluss mit beson­de­rer Aus­zeich­nung). Von 1996 bis 1998 arbei­te­te er als Dozent für Kon­tra­bass und als musi­ka­li­scher Beglei­ter tra­di­tio­nell-mon­go­li­scher Streich­quar­tet­te an der Sta­te Uni­ver­si­ty of Cul­tu­re and Arts sowie als Kon­tra­bas­sist mit dem staat­li­chen ‘Mon­go­li­an Natio­nal Song and Dance Aca­de­mic Ensem­ble’. Seit 1998 gehört er als fes­tes Mit­glied dem Ensem­ble EGSCHIGLEN an.

Uugan mach­te sich schnell einen Namen als musi­ka­li­scher Vir­tuo­se, her­aus­ra­gen­der Kon­tra­bas­sist und Musik­ar­ran­geur inter­kul­tu­rel­ler Klang­wel­ten und Intru­men­ten­bau­er. Er wirkt regel­mäs­sig als Gast des inter­na­tio­na­len Ensem­bles Meïk­hâ­neh unter Lei­tung des fran­zö­si­schen Musi­kers und Musik­wis­sen­schaft­lers Johan­ni Cur­tet mit. Seit 2009 ist er als Musik­pro­du­zent und Ton­tech­ni­ker tätig, u.a. in der Mon­go­lei und in der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg. 2011 wur­de Uugan der mon­go­li­sche Staats­preis für Kul­tur ver­lie­hen. Seit­dem genießt er den Titel ‘Aus­ge­zeich­ne­ter Kul­tur­schaf­fen­der der Mongolei’.

Orga­ni­siert und tech­nisch betreut wur­de das Kon­zert vom studio.kaedinger.

 

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