Am Donnerstag, den 11. Oktober 2018, spielte Aeham Ahmad im Landshuter Salzstadel, zusammen mit dem Schauspieler Jochen Decker, der aus Aehams Autobiographie las.
Ein wunderschöner und bewegender Abend
Aeham brachte das volle Salzstadel zum Singen (“Freude schöner Götterfunken” und mehr), und Jochen Decker las so, dass sich der Musiker in seine Zeit in Yarmouk (Damaskus) zurückversetzt fühlte. Das ganze Stadel voller Leidenschaft und Mitgefühl (und mit einem japanischen Filmteam, dass Aeham auf seiner Tour begleitet).
Während des “Song With No Name” rezitierte Aeham ein Gedicht seines Freundes Muhammad Bilal, hier in deutscher Übersetzung aufgeschrieben mit freundlicher Genehmigung:
In Damaskus fliegt der Müll
Hinter die Exkremente von Eseln
Zwei… drei… zehn
In Damaskus
Sehe ich meine ganze Sprache auf einem Monsterstiefel
Die vom Geheimdienst mit einer Peitsche geschrieben wurde
In Damaskus
Sind die Namen aller Menschen gestickt
Mit Fäden von Krätze
Von der Geburt bis zum jüngsten Tag und danach
In Damaskus
Überdeckt das Elend das ehemals vielzählige Lachen
Eines nach dem Anderen
Also, wovon sollte das Echo zurückprallen und nur Lärm verursachen?
In Damaskus
Schläft der Gefangene in seinem Bewusstsein im Stehen
Wie ein Galgen für immer
Ihm ist es egal, ob “Assad… oder verbrenne das Land”
In Damaskus
Setzt der Film “Gladiator” seine bösartigen Episoden fort
Wir marschieren in die Arena mit dem Wissen, dass wir sterben werden
Die Assads und wir, die Bewohner dieses Landes
In Damaskus
Wurden die Dialoge mit der Pistole und mit Ziegeln geführt
Über das Schicksal der Völker
Und über Politik
Diejenigen, die einen ehrlichen Revolutionär getötet haben,
denken, dass sie die Macht bis in alle Ewigkeit haben
In Damaskus
Schlafen Hyänen auf der Leiche einer Frau
Im Bett ihres Todes
Zieht sie ihre Eingeweide heraus und wirft sie in den Fluß Barada
In Damaskus
Werden die Trümmer transparent
Dann sehe ich ihr Lächeln in den Ruinen
“Hier ist mein Haus”
Sagt ein kleines Mädchen, “oder ich male es mir so aus”.
In Damaskus
Wird in einem Notizbuch
Alles von einem Detektiv aufgenommen,
Der dir folgt
Und es ist keine Mauer um dich herum,
um dich vor deinem Flüstern in der Nacht zu beschützen
In Damaskus
Sehe ich, wie die Damaskus-Sonne versinkt
Langsam, ganz langsam
Und wie unsere Götter uns vereinnahmen.
(Muhammad Bilal)
Und das klang – zusammen mit dem Landshuter Publikum – so:
Mehr als der “Pianist aus den Trümmern”
Ein junger Mann sitzt zwischen zerstörten Häusern an einem Klavier und singt: Dieses Bild aus Syrien ging 2014 um die Welt. Es zeigt Aeham Ahmad. Als “Pianist aus den Trümmern” ist er berühmt geworden, aber er ist so viel mehr als das.
Aeham Ahmad, palästinensisch-syrischer Musiker, geboren 1988 in Damaskus, wuchs auf in Yarmouk, einem Vorort von Damaskus. Bereits mit vier Jahren förderte sein Vater sein musikalisches Talent. Mit sieben erhielt er Klavierunterricht am Arabischen Institut in Damaskus. Später studierte er Musikpädagogik in Homs und arbeitete als Musiklehrer. 2015 floh er vor dem Krieg nach Deutschland. Heute lebt er mit seiner Familie in Wiesbaden und gibt Konzerte in ganz Europa. Im Dezember 2015 wurde Aeham mit dem Internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte ausgezeichnet.
Seit seiner Ankunft in Deutschland hat Aeham unzählige Konzerte gegeben. Er begeistert die Zuschauer mit der Intensität seiner Lieder und der Virtuosität seines Klavierspiels. Stücke von Beethoven und Mozart trägt er vor, vor allem aber eigene Kompositionen, seine fröhlichen, traurigen Lieder gegen Hunger und Gewalt.
Veranstalter war das Haus International zusammen mit AWO, cbw, Landshuter Netzwerk und dem Landshuter Amt für Migration und Integration.
Technik und Livesound besorgte natürlich das studio.kaedinger.
Es war wirklich großartig! Ein Dank an die Organisatoren und an die beiden wunderbaren Künstler. Ech war zu Tränen gerührt
Vom ganzen Herzen danke ich für diesen sehr bewegenden Abend!!
Das war ein wunderbarer, beeindruckender und emotionaler Abend mit zwei großartigen Künstlern, den man nicht so schnell vergisst.